holyEATS #4: Natsu eifert Pret A Manger nach, Deliveroo sucht mehr Mittagsbesteller, Grubhub weiß alles besser

holyEATS #4: Natsu eifert Pret A Manger nach, Deliveroo sucht mehr Mittagsbesteller, Grubhub weiß alles besser

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Lieferessen-Dienste wissen bald besser als ihre Kunden, was denen schmeckt.

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Wird Natsu das deutsche Pret A Manger?

Hähnchen Chorizo Paprika“? „Linsen Rucola Cashewkerne“? „Roastbeef Chili Karamellzwiebeln“? Liest sich wie eine vom iPhone gemopste Einkaufsliste eines Großstadthipsters. Ist aber in Wahrheit das Lunch-Ensemble des ersten Natsu Store, der Ende März in Düsseldorf eröffnet hat. MIt dem testen die Gründer Tim und Tom Hörnemann, ob ihre Marke auch in der Eigenständigkeit funktioniert.

Etabliert hat sich der Neusser Spezialist für ultrafrische Convenience (ja, das sagt man so) nach 2004 mit der Herstellung frischer Sushi-Boxen für Supermärkte – und trotz des ursprünglichen Namens „Tsunami Sushi Bars“, der nach der Katastrophe in Japan geändert wurde. Längst liefert das Unternehmen auch Sandwiches, Wraps, Lunch Pots und Salate an Handelsketten wie Edeka, Rewe, Kaufland & Co. (bzw. produziert für deren Eigenmarken, z.B. Rewe to go).

Im Foyer des neuen Edelsupermarkts Zurheide im Innenstadtkomplex Crown ist Natsu jetzt erstmals selbst Gastgeber. Dabei besteht der „Store“ auf gerade einmal 100 Quadratmetern eigentlich nur aus einer Kühltheke, einem Kassentresen mit Kaffeemaschine und einem Sitzquadrat, in dem ein paar schlichte Lampen über Kiefernholztischen hängen.

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Die eigentliche Besonderheit ist das deutlich erweiterte Sortiment: Während sich (per Selbstbedienung) aus der einen Seite der holzverkleideten Kühltheke Natsu-Klassiker fischen lassen, die man schon aus dem Supermarkt kennt, ist die zweite Seite für „Store Exclusives“ reserviert: Snacks, die es bislang nur dort zu kaufen gibt – „homemade“ in „unserer kleinen Manufaktur in Neuss“. Und die schlicht und einfach so heißen, wie das, was drin (oder drauf) ist.

Ebenfalls neu ist, dass es neben Sandwiches, Sushi und Salaten auch Poké Bowls und Desserts zu kaufen gibt, z.B. den „Chia Pot Matcha Kokos“ und „Overnight Oats Apple Pie“. Alles zum Mitnehmen. Oder zum Gleichaufessen. (Auf Wunsch mit Kaffee bzw. Kaltgetränk dazu.)

Die neuen Snack-Kreationen sind für deutsche Snackvorlieben verhältnismäßig mutig geraten: Lachs und Mango im „Sushi-Sandwich“ zwischen zwei aus Reis geformten „Brötchen“-Hälften und Avocado-Bohnen-Ei-Bowls gehören bei den üblichen Convenience-Verdächtigen hierzulande jedenfalls nicht zum Standard. Und übertreiben es gleichzeitig nicht zu sehr mit der Kreativität. In jedem Fall erinnert das Angebot stark an das, was Pret A Manger seinen Kunden in Großbritannien täglich Frisches in die Kühltheken legt – spätestens seit dem Veggie-Pret-Erfolg mit zunehmendem Fokus auf der ständigen Entwicklung neuer Snack-Kombinationen.

Im Store wirbt Natsu mit „Good. Food. Fast“ bzw. „Tolle Rezepte. Frischeste Zutaten. Fertig“ und hat gegenüber der „Rheinischen Post“ bereits angedeutet, dass es sich um einen Test handelt, auf den im Erfolgsfall weitere Läden folgen könnten. Ein deutsches Pret ist ohnehin überfällig – auch wenn die hiesige Leidenschaft vieler Snacker für Salatcreme-aufgepimpte Schnitzelbrötchen vom Bäcker vermutlich verhindern dürfte, dass sich Natsu in ähnlicher Dichte in deutschen Großstädten niederlässt wie Pret in London oder New York. Vorher lohnt sich’s ja vielleicht auch, „Bacon Hähnchen Cheddar“ und „Avocado Gurke Kresse“ ins reguläre Supermarktsortiment aufzunehmen.

(Meine Anfrage zu den Plänen mit Store und den neuen Snackkreationen hat das Unternehmen nicht beantwortet.)


Deliveroo reduziert den Mindestbestellwert

Deliveroo will künftig noch ein paar Bestellungen mehr ausfahren: In Berlin, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Essen, Dresden, Leipzig und München hat der britische Lieferessen-Gorilla gerade den Mindestbestellwert gesenkt, und zwar tageszeitabhängig. Kunden wurden per Mail informiert: „Um grandioses Essen nach Hause zu bestellen, braucht man eigentlich keinen Grund. Wir geben dir trotzdem einen.“

Abends musste bislang für 12 Euro geordert werden, um die gewünschte(n) Mahlzeit(en) vom Lieferfahrer nachhause gebracht zu kriegen. Seit dieser Woche sind es nur noch 10 Euro. Im Mittagsgeschäft hat Deliveroo offensichtlich noch ein bisschen mehr Luft, dann gilt nämlich nur ein Mindestbestellwert von 8 Euro. Die Liefergebühr in Höhe von 2,90 Euro bleibt gleich.

Anderswo sind die Briten noch ein bisschen flexibler: In Singapur ist der Mindestbestellwert von 12,50 (Singapur-)Dollar mittags und 18 Dollar am Abend auf durchgehend 12 Dollar herabgesetzt worden (umgerechnet 7,40 Euro). Außerdem beträgt die Liefergebühr nur noch 3 Dollar (statt 3,50; umgerechnet 1,85 Euro).


Weiß Grubhub besser als seine Kunden, was ihnen schmeckt?

Wie lässt sich voraussagen, was Kunden, die sich regelmäßig ihr Lieblingsessen aus dem Restaurant bestellen, außerdem noch schmecken könnte? Gar nicht. So lautete zumindest die Antwort der Datenauswerter bei Grubhub, dem amerikanischen Pendant zu Lieferando, Foodora und Deliveroo. Weil es schlicht und einfach keine Standardisierung für Restaurantessen gibt: Ähnliche Gerichte haben länderspezifische Namen oder heißen gleich und werden trotzdem mit völlig unterschiedlichen Zutaten hergestellt.

In „Wired“ darf Grubhub-Chef Matt Maloney selbstüberzeugt davon erzählen, wie er seinen Mitarbeitern eingetrichtert hat, trotzdem valide Prognosen aus den Bestelldaten zu errechnen („I made them do it“).

Abgesehen von der Breitbeinigkeit, mit der die sieben Autoren ihren Hauptprotagonisten auftreten lassen, ist der Text eine lesenswerte Reise in die Datenwelt, die der eigentliche Schatz vieler Logistik-Technik-Unternehmen sein dürfte, die Essen aus Restaurants zu ihren Kunden fahren lassen. Weil sie dadurch besser als jeder Trendscout (und vor allem: besser als die Mehrzahl der gastronomischen Partner) wissen, mit welchen Konzepten sich in welchen Stadtvierteln das meiste Geld verdienen lässt. Im Zweifel auch auf Kosten derjenigen, die sich bei der Gründung ihres Restaurants eher von ihrer Leidenschaft als einem Alghoritmus haben leiten lassen.

Denn womöglich helfen die Daten ihren Sammlern bald dabei, Dienstleistungen selbst zu erledigen, für die bislang Kooperationen benötigt werden. Eater London hat eine Präsentation zugespielt bekommen, in der Deliveroo gegenüber Investoren auflistet, welche Ziele das Unternehmen als nächstes verfolgt: u.a. „hyper-personalisiertes Essen, produziert von Deliveroo“, „niedrigere Preisen“ und eine „höhere Marge dank Einsparungen bei Lieferketten und Automatisierung“.

Restaurantbetreiber können sich schon mal ausrechnen, ob sie künftig im wesentlichen die Ansagen von Lieferessediensten entgegen nehmen wollen, was sie ihren Kunden zubereiten sollen. Und vor allem: ob sich das dann für sie überhaupt noch lohnt. (Das tut’s ja jetzt schon oft genug nicht.)


Nachschlag

  • Starbucks ist bislang ein ziemlicher Recycling-Versager – auch weil die Müllentsorgung in amerikanischen Städten so unterschiedlich funktioniert, schreibt Eater.
  • Seit 1985 kostet ein Hot Dog mit Getränk bei der amerikanischen Supermarktkette 1,50 Dollar. Lockmittel oder Werbegag? Business Insider ist unschlüssig.
  • „It’s not just no longer working with fax machines“: DoorDash-CEO Tony Xu erklärt beim Code-Commerce-Talk die Komplexität der Essenslieferung (via Recode).
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