holyEATS #6: Pret A Manger kommt nach Deutschland, Deliveroo startet Editions-Abholservice, Subway in der Dauerkrise

holyEATS #6: Pret A Manger kommt nach Deutschland, Deliveroo startet Editions-Abholservice, Subway in der Dauerkrise

Inhalt:

Kopenhagen, Utrecht, Berlin: Britische Sandwichs auf Europareise

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Neuer Foodcourt im Berliner Hauptbahnhof mit Pret A Manger

Mitte März feierte Clive Schlee mit Tischfeuerwerk sein 15. Jahr an der Spitze von Pret A Manger. Man muss vermutlich lange suchen, um in der Branche einen Geschäftsführer zu finden, der ein ähnlich langes Mindesthaltbarkeitsdatum vorweisen kann. (Mehr dazu weiter unten.) Dabei wird’s für Pret nach den jüngsten Erfolgen gerade erst richtig aufregend. Viele Jahre hatte sich die Kette mit ihrer Europa-Expansion stark zurückgehalten und war außerhalb Großbritanniens nur in Frankreich (sowie den USA und Asien) vertreten. Aber jetzt geht’s Schlag auf Schlag. Kurze Zeit nach Schlees Jubiläum eröffnete die erste niederländische Filiale im Bahnhof von Utrecht. Bereits im Februar waren die Briten am Kopenhagener Flughafen eingezogen. Und noch in diesem Jahr kommt der erste deutsche Pret-Standort dazu: im Berliner Hauptbahnhof.

Dort wird Pret A Manger Teil des neuen Foodcourts, der gerade im Erdgeschoss an der Südwestseite unter Vapiano entsteht und nach holyEATS-Informationen Anfang Oktober eröffnen soll. Betreiber ist „Station Food“, ein 2016 gegründetes Joint-Venture der Bahn-Tochter DB Station & Service mit dem Münchner Verkehrsgastronomie-Spezialisten Rubenbauer. Das Konzept besteht im Wesentlichen aus einem Mix bekannter Schnellgastro-Marken, u.a. Starbucks, dean & david und Kamps (die allesamt bereits im Hauptbahnhof vertreten sind) sowie Burger King, das Station Food als neuen Lizenznehmer gewonnen hat, um in Deutschland zu expandieren (PDF-Pressemitteilung vom Februar). Auf der Liste stehen aber auch zwei Anbieter, die deutsche Reisende bislang vor allem aus dem Urlaub kennen: Costa Coffee (das schon in Frankfurt am Main vertreten ist) und, wie gesagt, Pret A Manger.

Auf Anfrage bestätigen die Briten: „Pret A Manger is bringing its delicious menu of freshly prepared food and organic coffees to Germany for the first time in partnership with Station Foods. The shop will open later this year at Berlin Central Station (Berlin Hauptbahnhof).“ Für die Eröffnungen in den Niederlanden und Dänemark arbeitet Pret A Manger bereits mit dem Verkehrsgastro-Riesen HMS International zusammen.

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Interessant dürfte vor allem sein, wieviel Platz der Laden im Hauptbahnhof bekommt. Zum Prinzip des Fresh-Food-Konzepts gehört auch in Berlin eine eigene Küche am Standort, um Sandwiches und Salate täglich frisch zuzubereiten. Während am Check-in am Kopenhagener Flughafen außerdem 160 Sitzplätze zur Verfügung stehen, wird die Fläche in Berlin vermutlich knapper ausfallen. Dafür stünde z.B. mit der Lage am südlichen Eingang zum Washingtonplatz ein Standort mit hoher Frequenz zur Verfügung, um zu testen, ob sich auch die Deutschen von „Classic Super Club Sandwich“, „Swedish Meatball Hot Wrap“ und „Wild Crayfish & Avocado Salad“ begeistern lassen.

Über das in Deutschland zur Verfügung stehende Sortiment heißt es seitens Pret: „The shop will offer Pret’s classic menu of handmade sandwiches, salads, wraps, baguettes, toasties and sweet treats alongside organic hot drinks.“ Ob es Anpassungen für den deutschen Markt gebe, stehe noch nicht fest. In den Niederlanden hatte Pret angekündigt, Rezepte speziell für niederländische Kunden zu entwickeln.

Ob Pret in weiteren europäischen Ländern startet, verraten die Briten derzeit nicht: „We will explore new opportunities as and when they come up.“

Vielen Dank an Kevin S.!


Deliveroo stattet Editions mit Click & Collect und Sitzplätzen aus

Zugegeben: Gemütlichkeits-Priorität lässt sich den Designern der ersten Deliveroo-Lieferküche mit angeschlossener Verzehrfläche nicht unterstellen; aber vielleicht ist’s den Leuten in Singapurs Business-Viertel Lavender auch egal, dass sie ihr Essen aus einer Pappschale vor dem Stromkasten verspeisen müssen, wenn sie dafür wenigstens für ein paar Minuten aus dem Büro rauskommen. Ende April hat das Liefer-Start-up in der asiatischen 5,6-Millionen-Metropole einen neuen Standort seines Editions-Konzepts eröffnet, diesmal ohne Container. Weil nach dem Einbau der Küchen für die sieben Restaurant-Partner noch ein paar Quadratmeter übrig waren, wurden drei schmale Tische mit 20 Barhockern dazugestellt, an die man sich für den Direktverzehr seines Bestellessens selbst einliefern darf. (So sieht das aus.)

Möglich macht das die neue Abholfunktion, die Kunden im Umkreis von 100 Metern um den Editions-Standort herum nutzen können – wenn sie sie in der App ausfindig machen: Erst muss die Adresse der Lieferküche hinzugefügt werden, dann tauchen mit Sternchen markiert die dort untergebrachten Ghost Restaurants in der Liste auf, 10 Minuten nach der Bestellung ist das Essen fertig und kommt an den Tisch. Liefergebühren fallen nicht an, Mindestbestellwert gibt’s auch keinen. Also fast so wie – im richtigen Restaurant! Nur dass Deliveroo trotzdem an der Bestellung mitverdient. (Nämlich Provision für jedes verkaufte Essen.)

Angesichts der vielen Büroangestellten in der Umgebung sei klar gewesen, dass man am Standort eine Abholoption integrieren würde; ein Sitzbereich sei die logische Ergänzung gewesen, erklärt Siddharth Shanker, General Manager von Deliveroo Singapore, gegenüber „Michelin Guide“. Sonderlich durchdacht wirkt das alles noch nicht. („Vulcan Post“ hat viele aufschlussreiche Bilder gemacht.) Aber es gibt konsequent die Richtung vor, in die Deliveroo mit seinem Editions-Konzept steuert, das bislang vornehmlich aus Container-Küchen in Industriegebieten bestand und nun auch in Innenstädte drängt. Das Unternehmen wandelt sich zunehmend vom Lieferdienst zum Gastro-Logistiker, und dass die Pläne der Briten noch sehr viel weiterreichen, ist auch bekannt (siehe holyEATS #4).

Vor allem das Tempo, in dem neue Konzepte getestet und weiterentwickelt werden, ist beachtlich. In Singapur dürfte freilich auch der zu Delivery Hero gehörende Konkurrent Foodpanda nachgeholfen haben, der bereits einen Sitzbereich in sein eigenes Zentralküchenkonzept „Favourites by Foodpanda“ integriert hat – wenn auch gezwungenermaßen: Der angemietete Standort ist als Kantinen-Fläche deklariert.


Subway verliert weiter Restaurants – und seine Geschäftsführerin

„Subway is in my blood, I’ve been here since Day One. I still have some good years ahead of me“, erklärte Subway-CEO Suzanne Greco Ende April gegenüber Journalisten, ob sie dem von ihrem Bruder gegründeten Unternehmen in seiner schwersten Krise erhalten bleiben würde. Aus den „good years“ ist dann aber nicht mal eine Woche geworden. Anfang Mai ist Greco zurückgetreten: „I love the brand and the company, and I always will, but it’s time for me to have more balance in my life.“ Ein bisschen was von dieser Balance könnte auch Subway gut gebrauchen, das ziemlich in Schwierigkeiten steckt. Im Vorjahr sind in den USA 800 Restaurants geschlossen worden; dieses Jahr sollen weitere 500 folgen, schreibt Bloomberg. Obwohl sich Subway einen moderneren Auftritt verpasst hat und bei der Digitalisierung seiner Restaurants aufholt, gehen die Umsätze zurück. Daran konnte offensichtlich auch die Reaktivierung des 5-Dollar-Footlong-Deals zu Beginn des Jahres nichts ändern. Gleichwohl wird international mächtig weiter expandiert.

Moment, wir schalten kurz rüber zu McDonald’s, das sich schon vor einiger Zeit einen moderneren Auftritt verpasst hat, stark in die Digitalisierung seiner Restaurants investiert, zu Beginn des Jahres sein Dollar-Menü reaktiviert hat und gerade hervorragende Zahlen fürs erste Quartal bekannt gab. „Immer mehr Kunden erkennen, dass wie ein besseres McDonald’s werden, sie schätzen unser großartig schmeckendes Essen, den schnellen freundlichen Service und die Leistung, die sie für ihr Geld bekommen“, sagt CEO Steve Easterbrook, ebenfalls seit 2015 im Amt.

Manchmal liegen zwischen zwei Brötchenhälften nicht nur unterschiedliche Patties. Sondern auch systemgastronomische Welten. (Eater und die „Washington Post“ wissen wieso.)


Nachschlag

  • Wiesenhof bringt die pflanzlichen Fleischersatz-Buletten des US-Start-ups Beyond Meat in die deutsche Systemgastronomie – „in zwei bis vier Monaten“, hat Wiesenhof-Chef Peter Wesjohann der „Lebensmittel Zeitung“ verraten. (Aber nicht wohin.)
  • Der amerikanischen Fast-Food-Industrie gehen die jobbenden Teenager aus! Die „New York Times“ schlägt Alarm.
  • Wie der Berliner Spreegold-Gründer Ralf Steinacker aus der einem erfolgreichen Restaurant das Konzept für eine erfolgreiche Restaurantkette macht, haben Sie schon gelesen, oder? Falls nicht: Bitte hier entlang zu holyEATS-Ausgabe 5.
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