holyEATS #11: Starbucks & Co. reduzieren Einwegplastik, Deliveroo Editions und die 40 Burger, Subway hat Lieferhemmungen

holyEATS #11: Starbucks & Co. reduzieren Einwegplastik, Deliveroo Editions und die 40 Burger, Subway hat Lieferhemmungen

Inhalt:

Hauptsache, es muss nachher niemand was abspülen.

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Kampf dem Strohhalm, wehret den Pappbechern!

Für eine Branche, die daran gewöhnt ist, alle zehn Sekunden etwas Neues zu erfinden, das gleichermaßen ess- und streitbar ist (Einhorn-Frappuccinos! Sofortverzehr-Keksteig! Frischfisch-Bowls!), wird in diesen Sommerwochen erstaunlich wenig über das geredet, was wir essen. Und dafür um so öfter: womit und woraus. Zuviel Plastik nämlich, da sind sich Umweltschützer, Kunden und (zwangsläufig) selbst große Quick-Service- sowie Fast-Casual-Ketten inzwischen einig.

Allerdings haben sich bei den Systemgastronomen unterschiedliche Taktiken entwickelt, damit umzugehen.

Die Wir-haben-verstanden-Taktik: Starbucks kündigt an, bis 2020 in all seinen Filialen keine Plastikstrohhalme mehr anbieten zu wollen und verlangt von britischen Kunden bald 5 Pence extra, wenn sie ihr Getränk im Wegwerfbecher haben wollen; gerade hat das Unternehmen außerdem bekannt gegeben, mit McDonald’s zusammenzuarbeiten, um Becher zu entwickeln, die besser recyclingfähig sind. (Bleiben halt immer noch: die neuen Plastikdeckel mit Schlürfstutzen, die die Strohhalme ersetzen sollen.) Wettbewerber Costa Coffee sagt derweil zu, die Recyclingquote für seine Pappbecher massiv zu erhöhen. Pret A Manger sucht nach einer Lösung, auf Plastikbesteck zu verzichten. Der Ersatz aus Holz ist bei den Kunden nicht so gut angekommen; jetzt wollen die Briten ihr Besteck hinterm Tresen verstecken, um zu schauen, ob dann weniger davon benutzt wird.

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Die Profit-Prognose: Deliveroo verzichtet seit kurzem darauf, Essensbestellungen automatisch Plastikbesteck beilegen zu lassen; die Kunden sollen bei der Bestellung angeben, ob sie tatsächlich welches brauchen. Vor allem aber haben die Briten eine eigene Reihe an Öko-Verpackungen aufgelegt, die Restaurant-Partner für ihre Bestellessen verwenden könne (gegen Bezahlung, versteht sich).

Die Kopf-in-den-Sand-Strategie: Man kann’s aber auch machen wie Vapiano – und einfach weiter stolz darauf sein, hochrobuste Take-away-Pastaschalen mit eigenem Deckel zu verwenden, die „die Marke Vapiano perfekt transportieren und dem Wachstumsmarkt Take-away neue Impulse geben“, auslaufsicher und microwellengeeignet sind – und bei der nächsten Abholbestellung auf keinen Fall wieder verwendet werden. (Bis irgendwem auffällt, dass das womöglich eine ziemliche Verschwendung ist.)

Während sich manche Ketten noch schwer damit tun, dass die Kunden zunehmend gegen die (von ihnen verursachten) Plastikmüllberge zu rebellieren beginnen, integrieren jüngere Food-Konzepte das zunehmende Öko-Bewusstsein ganz selbstverständlich in ihre Marke – so wie die österreichische Vegan-Burgerkette Swing Kitchen. Die Gründer Charly und Irene Schillinger sind stolz darauf, dass ihre fünf Restaurants in Wien und Graz vollständig ohne Plastikgeschirr und -besteck auskommen: „Alle unsere Verpackungen bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen, sind CO2-neutral und werden von uns tatsächlich kompostiert oder in Biogasanlagen verwertet.“

In den Läden ist die „Fantastic without Plastic“-Botschaft kaum zu übersehen, auf Tablettstationen und Becher gedruckt und ragt sogar aus dem Tischbasilikum heraus (Titelfoto). Demnächst können Schillingers beweisen, dass das nicht nur in Österreich funktioniert – „Food Service“ zufolge will Swing Kitchen noch in diesem Jahr zwei Restaurants in Berlin eröffnen. (Wobei: gewollt wird offensichtlich schon länger.)

Am Ende produziert aber auch der vegane Burger-Verzehrer bei seiner Schnellmahlzeit wieder: Müll. Dabei würde sich die Vermeidung desselben im zunehmenden Wettbewerb hervorragend zur Differenzierung eignen.

Ans Porzellan wagen sich vor allem Burger- und Sandwich-Ketten (noch) nicht heran. Irgendwo müsste das am Ende ja auch gespült werden, das bedeutet zusätzlichen Aufwand und Platz. (Wobei McDonald’s das für seine Signature-Burger, die auf Brettchen serviert werden, ja ebenso hinzukriegen scheint wie Porzellan an der McCafé-Theke.) Und die Umstellung auf unkaputtbareres Bambusgeschirr? Wäre den Versuch wert, alleine schon, um abschätzen zu können, wieviele Kunden ihren Becher oder Teller mitgehen lassen, um ihn zuhause zu benutzen. Soviel Weiterverwendung wäre dann nämlich auch dem ökobewusstesten Fast-Food-Anbieter vermutlich nicht mehr recht.


40 Bestellungen = 1 rentabler Lieferküchenplatz

Anfang des Monats ist Deliveroo mit seinem Lieferküchenkonzept in Frankreich angekommen und hat einen ersten „Editions“-Standort nördlich von Paris in Saint-Ouen eröffnet, um dort bis zu 12 Restaurant-Partner ausschließlich Lieferessen zubereiten zu lassen.

Zwei davon haben der Nachrichtenagentur AFP zur Eröffnung direkt mal ein paar interessante Zahlen verraten: Die Burgerkette Blend plant, ihren Editions-Standort mit 40 Bestellungen pro Tag profitabel betreiben zu können. Vier Mitarbeiter werden beschäftigt, dazu kommen Kosten für Wate und Provision an den Küchenvermieter. Simon Octobre, der mit seinem Asia-Konzept Le Petit Cambodge expandieren will, sagt, die Umsätze seiner beiden Restaurants kämen schon jetzt zu 20 bis 25 Prozent aus dem Liefergeschäft mit Deliveroo. „Lieferung ist unverzichtbar geworden; ohne sie würden wir gewisse Kundengruppen gar nicht mehr erreichen.“

Interessant auch: Mit jeder Eröffnung eines neuen Editions-Sandorts scheinen die Briten ein bisschen empfindlicher zu werden, wenn Journalisten auf die Londoner Container-Küchen als Urspungsmodell verweisen. (Also z.B.: so.)

TechCrunch hat nach der Publikation eines Artikels über Editions in Paris unaufgefordert Post von einem Deliveroo-Sprecher bekommen, der betont, welche „hohen Standards“ die Lieferküchen erfüllen – und dass die Bude in Paris ein fest installiertes Küchenensemble sei („a permanent bricks and mortar site“), „so wie die Mehrheit unserer Editions-Standorte in Großbritannien und Europa.“ (Frei nach Monty Pythons „Life of Brian“: „Er hat CONTAINER gesagt!“)


Verpennt Subway auch noch den Liefertrend?

Ja, ich weiß, Sie wollen unbedingt noch bei McDonald’s reinschauen, um dort den neuen McFlurry „Pink Bubble by Die Lochis“ auszuprobieren, der seit Anfang der Woche exklusiv in den deutschen Restaurants angeboten wird (denn: „Pink Bubble Gum Crisps und Sweet-Melon-Style-Sauce sind die perfekte Eis-Kombi für einen durchgedrehten Sommer!“).

Aber einen Rausschmeißer hab ich noch: Im „Restaurant Business“-Podcast „A Deeper Dive“ hat James Walker, vize-verantwortlich für das Nordamerika-Geschäft der Sandwichkette Subway, gerade verraten, warum sein Unternehmen in der neuen Welt des Lieferessens einen unschlagbaren Vorteil gegenüber zahlreichen Konkurrenten besitzt: Anstatt labbrige Burger und aufgeweichte Pommes abzuliefern, sind Sandwiches für den Transport nicht nur einfach zu verpacken, sondern bleiben auch verhältnismäßig frisch, wenn sie ein Viertelstündchen durch die Gegend gefahren werden. Oder wie Walker es formuliert: „Our food travels very well.“

Anders gesagt: Die Kette müsste im Jahr 2018 eigentlich King of Delivery sein. Und in der Lage, die Schwierigkeiten im stationären Geschäft locker mit üppigen Bestellvolumina auszugleichen.

Es ist dann aber doch ein bisschen anders: Im Podcast bestätigt Walker, dass derzeit 2.000 US-Restaurants eine Lieferoption anbieten. Zum Vergleich: Insgesamt verfügt Subway derzeit in Nordamerika über 25.224 Sandwich-Shops. Nichtmal ein Zehntel davon nutzt derzeit also den vom Management erkannten Vorteil im Liefergeschäft und bringt Kunden das Sandwich ihrer Wahl nachhause (während die bespotteten Wettbewerber munter Burger auf Reisen schicken).

Womöglich erklärt sich die schwere Krise der Sandwichkette damit von selbst.


Nachschlag

  • JAB ist weiter auf Einkaufstour – und bewirbt sich gemeinsam mit dem Konkurrenten Nestlé um die Übernahme des italienischen Kaffee-Produzenten Illy. (Bloomberg)
  • Wie Pizza Hut wieder hip werden will? Mit Lieferbier! (Thrillist)
  • Zahlreiche Gastroketten in den USA bieten Gästen die Möglichkeit, ihren Restaurantbesuch per Tablet direkt am Tisch zu bewerten – darunter leiden nachher vor allem die Servicekräfte, weil sie auch für Fehler verantwortlich gemacht werden, für die sie nichts können. (Buzzfeed)
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